Archiv: Allgemein

Neue Textserie: 7. Oktober – Handlungsempfehlungen für den pädagogischen Raum

Es ist nicht leicht in pädagogischen Räumen einen altersgerechten Zugang zu den Folgen des 7. Oktobers zu finden. Es gibt Verunsicherungen, wie der Terror der Hamas, dem eine Welle antisemitischer Artikulationen in deutschen Städten folgten, aufgegriffen und bearbeitetet werden könnte. Das Bedürfnis eine achtsame, behutsame und kindgerechte Herangehensweise zu finden, möchten wir aufgreifen und unterstützen. Anfang 2024 wird Makista eine Textreihe starten, die Multiplikator:innen dabei unterstützen soll, sich klären und in den komplexen Herausforderungen verorten zu können. Denn das an jüdischen Zivilisten in Israel verübte Massaker ist eine unfassbar grausame Tat. Es fällt schwer dafür Worte zu finden. Seine Folgen sind gravierend und sehr komplex. Makista möchte Herangehensweisen für (außer)schulische Akteur:innen aufzeigen, die das Thema besprechbar machen.

Minderjährige im Rechtsextremismus: Förderung menschenrechtsorientierter Bildung

In allen Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche sich alltäglich bewegen und lernen gilt: Für einen Umgang mit verschiedenen Ausprägungen menschenfeindlicher Ideologien sowie die Stärkung demokratischer Grundwerte ist die Haltung der erwachsenen Verantwortlichen entscheidend. Eingeladen auf den Fachtag „Minderjährige im Rechtsextremismus“ der DEXT-Stelle Gießen am 20. November gab Hannah Abels von Makista und dem Projekt „KindGeRecht!“ in einem Workshop Einblicke, wie im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention die Grundprinzipien Schutz, Partizipation, Förderung und Nicht-Diskriminierung für alle Kinder ermöglicht werden können. Wo unterstützt eine klare Kinder- und Menschenrechtsorientierung Fachkräfte konkret? Wie können Handlungsoptionen zur Stärkung der von rechter Ideologie betroffenen Kinder gefunden werden? Und wie können Kindern Alternativen aufgezeigt werden, von denen ein entsprechendes Agieren ausgeht?

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2. Kinderplenum Hanau

„Was sollen die Erwachsenen heute vor allem tun?“, fragt Gökben Akdemir vom Kinder- und Jugendbüro in die Runde der 30 Delegierten des Hanauer Kinderplenums. „UNS ZUHÖREN“, entgegnen diese lautstark. Denn darum ging es am 27. November 2023 an der Gebeschusschule. Kinder aus Grundschulen und Hortgruppen der Stadt waren zum zweiten Mal eingeladen, ihre Anliegen und Ideen für die Gestaltung ihrer Umgebung zu äußern – ganz im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention und des Aktionsplans Kinderfreundliche Kommune Stadt Hanau. Ein Arbeitskreis der Abteilungsleiter:innen und Mitarbeitenden der Stadtverwaltung stand dafür Rede und Antwort. Nachdem die Kinder in Themeninseln Zeit hatten über ihre Vorschläge mit den verantwortlichen Erwachsenen zu sprechen, gaben diese am Ende der Veranstaltung ihr Wort: Für die Realisierung der Anliegen setze ich mich in Zukunft ein! Dabei wird es z. B. um bunte und gut sichtbare Mülleimer sowie passende Plakate in verschiendenen Sprachen gehen. Oder um die Wahrnehmung und Bekämpfung von Rassismus an Schulen. Außerdem sollen Spielplätze mit mehr Schaukeln, Rutschen und Toiletten ausgestattet werden. Sichere Schulwege und autofreie/ sichere Zonen vor Schulgebäuden stehen auch auf der langfristigen Agenda.
Makista ist seit vielen Jahren Kooperationspartner der Kinderfreundlichen Kommune Hanau und unterstützt dort weiterhin eine nachhaltige Demokratie- und Kinderrechtsbildung mit dem Projekt „KindGeRecht!“.

Tagung Bündnis „Demokratiebildung nachhaltig gestalten“

Zum Tag der Kinderrechte stellten sich Mitglieder des Hessischen Demokratiebündnisses auf ihrer jährlichen Konferenz die Frage „Was ist es uns wert: Wie können wir es schaffen, das Vertrauen junger Menschen in demokratische Verhältnisse nicht zu enttäuschen?“ Der Schwerpunkt lag dabei auf der Realität demokratischer Kinder- und Jugendbeteiligung in Hessen.

Hier kommen verschiedene Aspekte zusammen: Da sind zum einen die Auswirkungen einer restriktiven Finanzpolitik, die zu Einschränkungen der Spielräume für ernstgemeinte Partizipation in Kommunen führen können. Da ist zum anderen eine Bilanz nach fünf Jahren Aufnahme der Kinderrechte in die hessische Verfassung zu ziehen und zu fragen, was zu tun ist, damit die Umsetzung der Kinderrechte in Verwaltungen, Ministerien und Institutionen nachhaltiger geschehen kann. Einen entsprechenden Fokus will die Beauftragte für Kinder- und Jugendrechte in den kommenden Jahren legen. Immerhin ist Hessen das bisher einzige Bundesland, das eine entsprechende Stelle eingerichtet hat und auch das erste Bundesland, das sich an einem vom Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) durchgeführten Monitoring zur Umsetzung der Kinderrechte beteiligt.

Zu all diesen Bezügen gaben die Vorträge von Frederike Könitz (LAG Kinder- und Jugendbeteiligung), Kai Eicker-Wolf (GEW Hessen) sowie Claudia Kittel und Walid Malik (Monitoringstelle UN-Kinderrechtskonvention im Deutschen Institut für Menschenrechte) wichtige Impulse.

Wir erleben herausfordernde Zeiten, in denen sich krisenhafte Erschütterungen übereinanderlegen, rassistische Krisendeutungen und antisemitische Verschwörungsideologien Raum greifen und rechtspopulistische Legenden diskursbestimmend wirken. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Problematik struktureller und institutioneller Diskriminierung durch die noch immer nicht umfassend aufgearbeiteten Wissensbestände einer postnazistischen und postmigrantischen Gesellschaft.

Christa Kaletsch (DeGeDe Hessen und Makista e. V.) führte gemeinsam mit Helmolt Rademacher (DeGeDe Hessen) durch die Tagung, die in den Räumen der Evangelischen Akademie Frankfurt stattfand. Die Bündnismitglieder erörterten, was ihr Netzwerk zu den oben beschriebenen Herausforderungen zu bieten und tauschten sich vor allem über schon entwickelte oder neue Handlungsstrategien aus.

In Themengruppen ging es…
…um die Rolle der politischen Bildung unter den aktuellen politischen Bedingungen und der Umsetzung der Kinder- und Jugendbeteiligung in schulischen und außerschulischen Zusammenhängen.
…darum, wie Kinderrechte als Querschnittsaufgabe in der Verwaltung gedacht werden können.
… um das Potential der Kinderrechtskonvention bei der Entwicklung von Klimagerechtigkeit.
…und um Chancen, die sich darin in Bezug auf die Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung ergeben.

Zum Bündnis:
Es ist Zeit gemeinsam zu handeln: für Menschenrechte einstehen und für die Demokratie aufstehen.Am 20. November 2019 gründeten Personen und Organisationen der hessischen Zivilgesellschaft mit diesem Vorhaben in Wetzlar das Bündnis „Demokratiebildung nachhaltig gestalten“. Initiatoren sind der Landesverband Hessen der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe), die Sportjugend Hessen sowie Makista. Kontext ist das bundesweite Bündnis „Bildung für eine demokratische Gesellschaft“ der DeGeDe. Dem Bündnis können sowohl Organisationen als auch Einzelpersonen beitreten.

Tag der Kinderrechte: Gesundheit von Kindern durch die Klimakrise massiv gefährdet

Sich für das Recht von Kindern auf eine gesunde Lebenswelt einsetzend, fordern Kinderärztinnen und -ärzte der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) am 20. November, dem Tag der Kinderrechte, die Politik zum sofortigen Handeln auf: „Gesunde Kinder gibt es nur auf einer gesunden Erde. Nur konsequenter Klimaschutz in allen Bereichen kann die Gefahren für Kinder mindern.“

Ein Positionspapier zeigt beispielsweise, dass die durch Hitze steigende Feinstaub- und Ozonbelastung Organschäden bei Kindern verursachen kann. Aber auch psychische Belastungen wie Depressionen und Angststörungen werden durch den Klimawandel deutlich zunehmen. Weder auf diese gesundheitlichen noch auf die psychischen Folgen bei Kindern und Jugendlichen ist unser Gesundheitssystem ausreichend vorbereitet. Bereits jetzt sorgen sich 80% der Kinder und Jugendlichen angesichts der Klimakrise um ihre Zukunft.

Auch das Netzwerk Kinderrechte mit seinen über 100 Mitgliedsverbänden steht hinter den Forderungen des Papiers. „Kinder und künftige Generationen werden die Folgen der heutigen politischen Entscheidungen und unseres Fehlverhaltens in Zukunft tragen müssen. Wir sind dafür verantwortlich, den Raubbau an ihrer Zukunft und ihren künftigen Lebensgrundlagen sofort zu stoppen.“ – so Bianka Pergande, Sprecherin des Netzwerks Kinderrechte.