Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf: Fachtag „Gemeinsam für Kinderrechte“ in Hanau

Die Kinderrechte sind in der Hessischen Verfassung festgeschrieben und das Jahr 2020 wurde in Hessen zum Jahr der Kinderrechte ausgerufen. Was heißt das konkret? Wie können bereits engagierte Multiplikator_innen gestärkt werden? Wie kann eine Bildungslandschaft entstehen, die Kinder von Anfang an mit ihren Rechten vertraut macht? Rund 80 Menschen folgten der Einladung zum 4. Fachtag Kinderrechte an die Otto-Hahn-Schule in Hanau und verknüpften sich mit diesen Fragen. Veranstalter waren die Stadt Hanau als Kinderfreundliche Kommune, das Staatliche Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis, Makista e. V. und das Projekt der DeGeDe „Zusammenleben neu gestalten“.

„Brücken
Verbinden Menschen
Heben Vorurteile auf
Alle Menschen sind wichtig
Vielfalt“

Das Gedicht aus dem Stück „Brücken bauen“ von Schülerinnen und Schülern der Hohen Landesschule bringt poetisch auf den Punkt, worum es bei der Umsetzung von Kinderrechten geht, verdeutlichte Anne Stübing (Vorsitzende des Präventionsrates Hanau) in ihrem Geleitwort. Und auch der Schulchor der Otto-Hahn-Schule fand mit dem Lied „We are the world“ einen kreativen Weg zu sagen: Lasst uns alle gemeinsam für ein gutes (Kinder)Leben einstehen.

Wie können wir dafür sorgen, dass „Werte, die den Menschenrechten zugrunde liegen, zur Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenlebens gemacht werden“?  Christa Kaletsch (Projekt „Zusammenleben neu gestalten“ der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik und Makista e. V.) griff in ihrem Impulsvortrag vielfältige Erfahrungen aus der Arbeit mit Schulen und Kitas auf und lud die Teilnehmenden zum Mitdenken ein – mit Blick auf die verschiedenen Ebenen des sozialen Gefüges für das Aufwachsen von Kindern: Eltern, Nachbarschaft, Kita, Schule, Vereine oder kulturelle Angebote.

Im Modellprojekt „Kleine Worte – Große Wirkung!“ konnten neue Erkenntnisse für die frühkindliche Kinderrechts-Pädagogik und Förderung einer „Sprache der Mitmenschlichkeit“ gewonnen werden. Als Abschluss und Höhepunkt des Projekts stelle Makista das dort entwickelte gleichnamige Material vor. Die am Fachtag anwesenden Vorlaufkursfachkräfte und Kitas konnten ein vom Staatlichen Schulamt finanziertes Geschenkpaket mit Buch, Bildtafeln, Postern sowie drei passenden Kinderbüchern entgegennehmen. Ideen die Kinderrechte in Kitas zu vermitteln und zu leben gaben die am Projekt beteiligten Kitas aus Hanau in einer Ausstellung: Evangelische Tageseinrichtung für Kinder Marienkirche, Katholische Kita Heilig Geist, Kita Alice Salomon, Kita Janusz-Korczak, Kita Sandeldamm. Außerdem stellten die Grund- und weiterführenden Schulen aus dem Modellschul-Netzwerk für Kinderrechte und Demokratie ihre Erfahrungen in Bildern, Texten und Plakaten dar: Adolf-Reichwein-Schule Rodenbach, Anne Frank Schule Hanau, Brüder-Grimm-Schule Hanau, Eppsteinschule Hanau, Gebeschussschule Hanau, Grundschule am Hasenwäldchen Birstein.

Im Podiumsgespräch betonte Judith Baumbach in ihrer Rolle als Vorlaufkursfachkraft wie wichtig es ist, bereits in der frühen Sprachförderung auf „kleine Worte“ wie „ich“, „jeder“ oder „alle“ zu achten. Sie können eine Grundlage dafür sein die eigenen Rechte und die anderer Kinder zu begreifen. „Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder so früh wie möglich UND so kontinuierlich wie möglich in ihrer Bildungsbiografie im Sinne der Kinderrechte begleitet werden“, so Jasmine Gebhard (Makista e. V.). Das unterstützt auch Andrea Pillmann, die die Aktivitäten der Kinderfreundlichen Kommune Hanau leitet, in deren Steuerungsgruppe Mitglieder aus allen Dezernaten mitarbeiten. Das dazu auch die Tätigkeiten der Sportvereine und außerschulischen Jugendarbeit gehören, macht Angelika Ribler deutlich. Die Sportjugend Hessen bezieht sich seit einigen Jahren explizit auf die Kinderrechte und hat dadurch starke Argumente gefunden, bei allen Aktivitäten das Wohl der Kinder in den Vordergrund zu stellen – sei es bei der Gestaltung von Wettkämpfen oder bei der Weiterbildung der Jugendtrainer_innen. Für Ute Wachter (Leiterin der Kita Heilig Geist Hanau) bedeutet Kinderrechte umsetzen u.a., „dass wir Erwachsene die Macht mit den Kindern teilen“ und ihre Wünsche und Würde im Alltag immer im Blick haben.

Diese Standpunkte vertieften die Podiumsgäste und weitere Referentinnen in vier Workshops: „Kleine Worte – Große Wirkung! Der Kinderrechtebaukasten für die frühkindliche Bildung und Sprachförderung“, „Aktiv für Kinder- und Jugendrechte in der Schule“, „Wie Kinderrechte lebendig werden! Dialog mit Eltern in Kita und Schule“ und „Kinderrechte des Sports“.

Im Namen der Veranstaltungspartner fasste Ina Vaupel (Staatliches Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis) Eindrücke des Tages zusammen und verabschiedete gemeinsam mit Anne Stübing die Gäste.

Danke an alle Mitwirkenden und Teilnehmenden!

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